Freitag, Oktober 20, 2006

crashkurs in salisbury road

trotz meiner umfassenden kenntnisse auf dem gebiet britischer lebensart, welche ich letzte woche in meinen feldforschungen erfolgreich erweitern konnte, bin ich doch nicht vor zusammenstößen mit angehörigen dieses kulturkreises gefeit. dies musste ich kürzlich mehr oder minder schmerzlich feststellen, als ich zu später stunde auf meinem heimweg - ich kam aus dem pub - unsanft von einem auto vom fahrrad geholt wurde. um das gleich vorweg zu nehmen: am bier hat es mit sicherheit nicht gelegen; das war gut (eher noch zu dünn, diese plürre). auch meine kenntniss des hier geltenden regelwerks für den straßenverkehr, welches meinen beobachtungen zufolge eher minimalistisch ausgelegt und empfehlenden charakters zu sein scheint, kann nicht der ausschlaggebende punkt gewesen sein; inzwischen würde ich wahrscheinlich den spruch (und wir kennen ihn alle!) 'fahr rechts und grüß die leute' als anstiftung zum geisterfahren interpretieren. woran lag es also dann, dass ich auf einer hauptstraße fahrend, von dem aus der seitenstraße kommenden dunkelgrünen peugeot einfach umgefahren werde - und das direkt im licht seiner normal funktionierenden scheinwerfer? glücklicherweise kam ich mit kleineren blessuren am linken knöchel davon, aber mein fahrrad... muss sich jetzt wohl auf achten fortbewegen.
nunja, bloßes wissen über eine kulter scheint nicht genug zu sein (herzlicher gruß an alle ethnologen!) hmm. aber ich gebe nicht auf, ich werde dahinter steigen, irgendwann, eines tages, werde ich diese inselbewohner verstehen.

Mittwoch, Oktober 18, 2006

crashkurs in britischer kultur

um in die höhen und tiefen britischer lebensart auf- bzw. abzusteigen bedarf es manchmal wahrscheinlich mehr als nur hier zu wohnen und zur uni zu gehen. aus diesem grund habe ich letzte woche einen intensivkurs, vollgepackt mit den eigenheiten dieser inselbewohner, absolviert. nachdem ich mich schon eingehend mit der lokalen pub-szene auseinandergesetzt hatte, standen andere teile des öffentlichen lebens wie Kirche, Rugby und Ceilidh auf dem plan.
um einen repräsentativen und authentischen eindruck zu bekommen wählte ich einen gottesdienst in der 'Church of Wales' (Kirche von Wales - schließlich bin ich hier nicht in england, um das nocheinmal klarzustellen). eigentlich wurde ich eingeladen, was sogar noch besser war, weil ich so anschließend gleich allen mögliche leuten vorgestellt wurde, die alle 'furchtbar' nett waren. das ist überhaupt ein allgemeiner eindruck: die höfliche, nette und zuvorkommende art der menschen hier. dem ganzen wurde noch die krone aufgesetzt, als alle studenten zu einem richtig dicken britischen mittagessen eingeladen wurden, welches zu meiner überraschung auch echt gut geschmeckt hat - bei all den schlimmen sachen, die hier als essen verkauft werden... allerdings kann die eben beschriebene nette art auch zwischenzeitlich mal abgelegt werden, z.b. wenn man rugby spielt; ein überaus beliebter und populärer sport. für fünf pfund (ca. 7,50€) bekommt man einen platz für ein zwar eher zweitklassiges spiel, aber das hab ich mir im rahmen meiner studien dann doch gegeben - und es war gut. sogar ein paar kleine rangeleien mit deftigen fausthieben waren zu sehen; wie mir später ein mitstudent versicherte der grund, warum man überhaupt zum rugby-spiel geht?! an einem ganz besonderen leckerbissen britischer kultur durfte ich am samstag abend teilhaben - der als ceilidh bekannte traditionelle (keltische) volkstanz, der scheinbar nicht nur was für konservative traditionalisten oder auf dem folklore-trip wandelnde, alternative studenten ist und auch öfter veranstaltet wird. und trotz dass die band auf akkordeon und bass reduziert war (normalerweise noch mit geige, trommler, flöte), war es ein richtig lustiger abend.
natürlich beinahltete die intensivkurswoche auch ein(ige) standardmäßige pub-besuche, wobei diesmal besonderes augenmerk auf britische eigenheiten gelegt werden sollte, die ich in anbetracht ihrer menge im folgenden unkommentiert aufliste (pub und allgemeines):
- bier aus gläsern mit einem PINT füllmenge (0,568 l) die immer bis zum rand aufgefüllt werden, so dass man sich auf jeden fall die hand besudelt wenn man das bier trägt
- 2 türen direkt hintereinander zum klo (wie in allen öffentlichen gebäuden), die oft so eng beieinander sind, das man eh beide gleichzeitig öffnen muss, um durchzukommen
- pommes mit essig (nur ein beispiel der komischen sachen, die man hier in sich reinhaut)
- waschbecken mit einem wasserhahn für kaltes und einem für warmes wasser - jeweils am äußeren rand befestigt, so dass man morgens die wahl zwischen gesicht erfrieren oder verbrühen hat
- badlichtschalter, die an der decke sind und mit einer strippe betätigt werden
- links fahren, und noch besser...
- trotzdem auf jeder seite in jeder richtung parken
- neben rugby andere komische sportarten betreiben (cricket, lacrosse, netzball,...)
die liste ließe sich wahrscheinlich unendlich fortführen... es ist doch toll wie verschieden menschen sein können - sich aber trotzdem mit den selben probleme rumärgern.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

über alles auf der welt

habt ihr auch alle brav den gestrigen feiertag zelebriert, die deutschland-fähnchen mal wieder an die autoscheiben gehangen und vielleicht sogar die nationalhymne gesungen? mir ist das unverzeihliche mißgeschick passiert, am deutschesten aller tage einfach überhaupt nicht daran zu denken. aber schließlich wurde ich dieses jahr auch nicht von der immer pünktlich um diese jahreszeit auftauchenden gruppe 200 desillusionierter brauner gestalten daran erinnert, die umringt von 2000 gestalten in komisch grünen kostümen an diesem besonderen tag sonst immer durch leipzig laufen (wollen!).
stattdessen stand für mich ein ganz normaler uni-tag auf dem programm: das ist dann eigentlich ganau wie in deutschland, abgesehen davon, dass die uni um einiges kleiner ist, die räume besser ausgestattet sind, die seminare aus weniger als 20, manchmal sogar weniger als 15 teilnehmern bestehen, und nur 50 minuten dauern... das klingt doch nach optimalen voraussetzungen! allerdings fühlt sich das alles auch ein bißchen wie schule an, mit den vorgesetzten stundenplänen, den festen gruppen und hinzu kommt dass durch abi mit 18 und wegfall von wehrdienst die meisten hier in meinem alter schon den ersten abschluß (bachelor) in der tasche haben - meine mitstudenten also je nach kurs 2-3 jahre jünger sind/sein können. das akademische niveau passt sich unter umständen den umständen an - muss aber nicht. nichts desto trotz bin ich nicht unterfordert, da es einige bücher zu lesen gibt, präsentationen (referate) vorzubereiten sind und abschlußklausuren geschrieben werden müssen.
schließlich muss ja auch noch etwas zeit bleiben, land und leute kennen zu lernen - zum beispiel beim landesüblichen pub-besuch oder dem traditionellen klubgang. ein ganz besonderer leckerbissen war der besuch des sogenannten 'tiger tiger': flotte rhythmen, teure cocktails und natürlich viele schicke menschen (wer in leipzig das schauhaus kennt, weiß wovon ich rede). ich hab mich natürlich pudelwohl in dieser atmosphäre gefühlt, zumal dies eh meinem neuen stil entspricht... (siehe folgender eintrag)