Freitag, März 06, 2009

meine bewegung und ich und du und er und sie



Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein

Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein

Ich, ich möcht mich auf Euch verlassen können

Ich möcht mich auf Euch verlassen können


Und jede unserer Handbewegungen hat einen besonderen Sinn

Weil wir eine Bewegung sind

Und jede unserer Handbewegungen hat einen besonderen Sinn

Weil wir eine Bewegung sind


Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein

Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein

Ich möchte Teieieieiel einer Jugendbewegung sein

Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein


Tocotronic



auch wenn zuweilen häufig rücksichtsloses streben nach selsbstverwirklichung, ein übermäßiger individualismus und der verlorengehende (oder verlorengegangene) sinn der menschen für gemeinschaft beklagt wird, so verleihen Tocotronic doch wohl einem großteil der modernen menschen mit diesem (wie einen gebrauchten kaffeefilter in den biomülleimer) hingeklatschten slogan ausdruck.

klar, jeder möchte irgendwann einmal den haarschnitt ablegen, den mutti mit der friseurin vereinbart hat oder möchte musik hören, die das prädikat 'hottentottenmusik' mit lautem schrei aus der küche verliehen bekommt (wo das losgeht, variiert in den einzelnen haushalten deutlich), und dabei nicht allein vor dem fernsehapparat oder rechner versauern, sondern mit den kumpeln und kumpela abhängen. wenn dabei auch noch was rauskommt, was sowieso schon lange gesagt (z.b. nazis raus), getan (z.b. bushaltestelle zertrümmern) oder sonstwas musste, dann umso besser.

aber das ist nicht alles. vielmehr als nur eine bewegung weg vom bisher bekannten rahmen gemeinschaftlichen lebens (familie/'zu hause'), ist dies auch eine bewegung hin zu einer neuen art gemeinschaft, einer größeren gruppe. es ist das verlangen, teil einer größeren und damit bedeutenderen sozialen einheit zu sein, als der bisher bekannten und sich in diese einzugliedern. und ich denke, dies ist nicht allein phänomen und verlangen eines braunen randes (→ Neonazis, die → freie Kameradschaften, die), sondern im gesamten politischen (→ schwarze Block, der) wie gesellschaftlichen spektrum anzutreffen.

sich als teil einer mächtigen gruppe verstehen und sich mit ihr bewegen (daher bewegung), ob nun eher rückwärts (→ Neonazis, die) oder vorwärts, aber eben seinen eigenen weg gemeinsam mit anderen bewältigen, oder auch nur mitlaufen, um sich der eigenen sache zu versichern, sind grundmotiv der wohl meisten menschen auf dieser erde. sicherlich sind einige individuen weniger diesem drang zugetan als andere, und sicherlich variiert dies mit alter und interesse der akteure. auch haben zeitgeist und moden einen einfluß auf die ausprägung, doch: meiner ansicht nach, beherrscht dieses bedürfnis zu allen zeiten und lebenslagen das handeln der menschen.

sicherlich mag dies besonders auch merkmal der jugend sein, die besonders ausschau nach orientierung hält und sicherlich war dies zu früheren zeiten offensichtlicher denn heut. jedoch, selbst die ach so individualisierte, post-modernistische gegenwartskultur, insbesondere in den urbanen zentren (→ Prenzlauer Berg, der), die häufig und ganz speziell ziel der anfangs wiedergegebenen kritik ist, kann von diesem sehnen nicht ausgenommen sein, so dass der amerikanische universitätsprofessor Richard Florida bereits vom aufkommen einer neuen kreativen klasse spricht. wenn auch diese 'klasse' sehr weit gefasst ist und kritiker anmerken, das konzept einer gruppenidentität wäre bei den von Florida zugerechneten menschen nicht vorhanden, zeigen sich doch beeindruckende (konsum)muster bei teilen dieser doch eigenlich so unabhängigen und eigenartigen (im sinne des wortes) menschen. wozu sonst rennen all diese LOHAS, LOVOS, DINKS, YUPPIES und YETTIES den selben bio-wertkost-äpfeln, trends, karrierejobs und angesagten veranstaltungen hinterher.. das es sogar schon namen für sie gibt, spricht wohl für sich.

welcher gruppierung man sich nun zurechnet, einer politischen, religiösen, sportlichen, oder sinnlosen (→ Turbojugend, die), wird wohl niemals vollständig aufzuklären möglich sein, sowie ob man sich überhaupt einer gruppe zurechnet (es letztendlich aber meist trotzdem tut, ohne es zu sagen), ist unabhängig davon das dies bei den meisten wohl einer üblichen menschlichen verhaltensweise folgt.

unabhängig davon ist wohl auch die frage welchen stellenwert das gefüge für den einzelnen einnimmt. allein die entscheidung dafür, sich in eine größere einheit als die eigene einzufügen, sich ihr mehr oder weniger unterzuordnen und darüber seine identität mitzubestimmen (zu lassen), lässt auf eine enorme bedeutung schließen. wie der einzelne auf änderungen der gesamtidentität (verhalten, eigenschaften, name, etc.) reagiert, ist wohl auch davon abhängig, wie groß der eigene einfluss auf diese entwicklungen ist; vielmehr wahrscheinlich aber noch vom anteil der gemeinschaft an der eigenen identität bzw. wie groß die abhängigkeit von der 'gruppensache' ist, um meine eigene identität zu definieren.


so. viel geschrieben, nicht so viel gesagt, aber egal.