Mittwoch, Februar 28, 2007

die unüberwindbare bestimmung des seins

in einem ort, wo es zweieinhalb mal so viel regnet wie in leipzig - an 165 tagen im jahr... in einem ort, wo das pub den so ziemlich einzigen ort für soziale begegnung bereit hält (abgesehen von der bushaltestelle) und dieser wohl eher eine domäne der über 40-jährigen ist... in einem ort mit dem "HIR WAUN STORE" (siehe rechts) als so ziemlich einziger einkaufsmöglichkeit, vollgestellt hauptsächlich mit hochprozentigem, zeitschriften für eine eher männliche leser- bzw. betrachterschaft und ähnlichen artikeln... in einem ort, wo die rate ökonomischer inaktivität ungefähr bei 33% liegt und der anteil unter 24-jähriger an der einwohnerschaft wahrscheinlich bei nicht mehr als 10%... kann man in so einem ort als heranwachsender, der noch nicht das alter erreicht hat all die vorzüge des HIRWAUN STORE's zu genießen, etwas anderes tun als montags um 11 uhr vor eben jenem laden zu stehen und darauf zu warten, bis sich irgendein vorbeikommender erwachsener erbarmt und endlich eine packung kippen für einen kauft?
es wirkt verwirrend, wie sehr einschränkung und schier endlose weite, beklemmende verzweiflung und wunderschöne aussicht, urbaner niedergang und natürliche schönheit so nah beeinander leigen können. der trübsal dieser vergangenen industrielandschaft liegt schwerfällig am boden eben jener täler, an deren oberen ende man ohne weiteres eine unglaublich befreiende naturbelassenheit erfahren kann. es scheint wie mit einem einsamen in der wüste, der 17 meter vor der oase zusammenbricht - nur dass die wüste inmitten einer oase liegt... vielleicht ist auch nur die überwältigende qualität des britischen fernsehns der grund für die ortsansässigen, doch lieber im trockenen reihenhauswohnzimmersessel sitzen zu bleiben. denn das naturschauspiel sich-ins-tal-stürzender wasserfälle im regen zu bestaunen, haben ja wohl nur touristen nötig. schließlich geht man z.b. als küstenbewohner auch nur im sommer an den strand! doch für uns war die wahrscheinlichkeit bei durchschnittlich 30 regentagen im januar/februar, einen trockenen tag für unsern ausflug zu erwischen eh bei weniger als 50%. so hatten wir wenigstens das große glück eines regenfreien vormittags. und auch trotz gewohnt widriger verhältnisse wird mir die begeisterung über das gesehene wahrscheinlich und hoffentlich unvergesslich in erinnerung bleiben. auch bei meinen besuchern Elli und Philipp konnte die kulisse - wenigstens anfänglich - über den einsetzenden dauerregen hinwegtäuschen. und spätestens beim dosenbier auf der gemütlichen ikea-couch im heimischen, auf mollige 20°C hochgeheizten (und sonst 15°C ungeheizten) wohnzimmer war alles vergessen. das heißt, nur der regen, nicht die tollen erinnerungen an ein herrliches "Brecon Beacons", welches die einheimischen im sommer sicherlich auch durchstreifen. dann, wenn es noch grüner, noch prächtiger, noch schöner ist. wie sonst könnte man in dieser gegend wohnen, ohne wegen des scheinbar - wettermäßig als auch wirtschaftlich - dauergrauen himmels depressiv zu werden.

Montag, Februar 12, 2007

schnee von gestern

wer hätte das gedacht? vergangenen donnerstag morgen war ganz cardiff von einer 'weißen pracht' bedeckt. bestärkt durch den erst kürzlich veröffentlichten bericht (zusammenfassung) des ipcc (Intergovernmental Panel on Climate Change - Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zur globalen erwärmung hätte ich schon gar nicht mehr mit einem weißen winter gerechnet, eine weiße weihnacht gar schon als erzählung meiner großeltern abgetan. doch überraschenderweise fiel nun eine beträchtliche menge dieser weißen pracht auf das sonst eher graue cardiff herab. die einheimischen müssen gleichfalls überrascht gewesen sein, wenn man sich vor augen führt, wie die alle ausgeflippt sind. schulen wurden geschlossen, straßen gesperrt und auch vorlesungen fielen der apokalyptischen menge von ca. 10 cm schnee zum opfer. das herrschende chaos schien mir ein realistischer vorgeschmack auf die verhältnisse zu sein, die uns laut dem oben erwähnten bericht für das jahr 2100 bevorstehen - wenn wir unseren umgang mit der natur nicht drastisch ändern sollten. bereits auf meinem weg zur uni, den ich an jenem tag aufgrund der widrigen umstände per fuß antrat, zeigte sich mir in aller deutlichkeit, was wir unserem planeten antun. der unschuldige schnee verwandelte sich unter der last der sich durch cardiff schiebenden autowalze in eine dreckige, schmutzige, braune pampe! ich fühlte ekel, trauer, bedenken und dann nur noch schuld. die kollektive rücksichtslosigkeit lastete auf mir.
in den bullig warmgeheizten räumen der uni war mit gefühlten 36° Celsius t-shirt-wetter angesagt und zur vollkommenen ablenkung von den draußen herrschenden wetterkapriolen fehlten eigentlich nur ein paar cocktails. beim verlassen der uni am späten nachmittag war der schnee schon beinahe verflossen - und mit ihm der kontrast zum dreck unserer zivilisation. ein glück, dass wir (uns) die erderwärmung (geschaffen) haben!