Freitag, September 19, 2008

unterwegs

ich bin auf reisen, das heisst ich bin unterwegs. betrachtet man nun dieses adverb naeher, dann faellt zuerst auf, dass man sich im gegensatz zu der nominalkonstruktion* von auf dem weg sein ploetzlich unter diesem befindet, man also gleich dem zustand unter strom im zustand des wegs wandelt. der weg als eine raeumlich und zeitliche ausdehnung (groesser der eines punktes) unterstreicht dabei die sich wandelnde, also dynamische dimension dieses zustandes.
dies fuehrt zur zweiten auffaelligkeit, dass hiermit zwar eine generelle verfassung, koerperlich wie geistig und eventuell auch seelisch, beschrieben wird, es zwecks einer oertlich genauen darstellung allerdings eines zusatzes bedarf. hierbei bedient man sich meist der angabe des abfahrts- oder ankunftsortes, bisweilen auch beider, unter der verwendung der praepositionen von, nach, zu(r) oder aehnlichen.
die eigentlich veraenderliche art und weise des wegs sein wird dabei nun aber aufgeloest zu gunsten zweier fester, also statischer orte, die anfang und ende des weges bezeichnen. der weg verkommt damit zu einer strecke, die nur ueber deren enden beschrieben wird, sozusagen dem unwichtigen dazwischen. waere es aber nicht im sinne der verfassung unterwegs stattdessen den weg, das "dazwischen" selbst zu bezeichnen?!
versuche diesbezueglich sind in deutschland im zuge einer allgemeingueltigen loesung sehr sachlich-nuechtern mit namen wie A9, B169, S32 geendet. und auch wenn einige dieser bezeichnungen bei manchen mehr oder weniger kraeftige bilder und gedanken ausloesen (z.b. E55), bleiben sie doch eher nichtssagende nummern, was sicherlich auch dem austauschbaren und nichtssagenden charakter dieser strecken - insbesondere der "A"s - geschuldet ist. ansaetze hier beispielsweise mit einer deutschen weinstrasse oder deutschen alleenstrasse ein umdenken herbeizufuehren sind sicherlich gut gemeint, doch haftet an ihnen der makel des von oben aufgesetzten und irgendwie auch des allgemeinen.
vielleicht kann ein ort, der nicht nur strecke oder punkt, sondern auch erlebbarer raum mit inhalt zwischen zwei punkten ist, auch nur fuer den einzelnen einen wirklich bezeichnenden und bedeutungsvollen namen tragen.
so will ich beginnen, die orte, an denen ich unterwegs bin zu benennen - nicht die orte, an denen ich ankomme oder abfahre, denn diese sind ja bereits benannt.

* wenn es denn eine ist?!